Karte Sachsen umriss
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Grünkohl
Der Dresdner Hilton-Direktor Martin Raich (r.) und Gartenbauer Bernd Hauptmann wählen den Grünkohl für das Grünkohlessen aus. Foto: PR/Sabine Mutschke

Winterzeit ist Grünkohlzeit

Wenn es draußen kalt ist, dann wird auf dem Feld der Grünkohl geerntet. Die grüne Vitaminbombe, gern auch „Palme des Nordens“ genannt, gehört wie kaum ein anderes Gemüse zur Winterzeit. Längst hat Grünkohl nicht nur Fans in Norddeutschland, wo er mit Pinkel, einer geräucherten Grützwurst, genossen wird, sondern auch in südlicheren Regionen wie Sachsen. Hier kommt er nicht nur auf den Teller, sondern wird auch angebaut – wie im traditionsreichen, 1899 gegründeten Gartenbaubetrieb Hauptmann in Dresden-Stetzsch.

Vielleicht möchten auch Sie ein Beet mit Grünkohl bepflanzen, damit Sie im nächsten Winter Ihre eigene Ernte auftafeln können – beim einem Grünkohlessen mit Freunden oder ganz in Familie. Wir haben für Sie die wichtigen Fakten und Tipps rund um den Grünkohl zusammen gestellt.

Grünkohl ist eine Vitaminbombe

Zuerst das Wichtigste: Grünkohl ist Superfood aus eigenem Anbau, eine Vitaminbombe schlechthin. Er hat mit 8,68 mg β-Carotin auf 100 Gramm einen extrem hohen Gehalt an Betacarotii und gehört zu den Kohlsorten mit dem höchsten Gehalt an Vitamin C.  Er enthält außerdem beachtliche Mengen an Mineralstoffen wie Kalium, Eisen und Phosphor. Ein Kilo Grünkohl besitzt so viel Kalzium wie ein Glas Milch. Proteine und Kohlenhydrate, Senföle und viele Ballaststoffe runden das Gemüse ab, das gerade in der Erkältungszeit als wahrer Balsam fürs Immunsystem bekannt ist. Roher Grünkohl zählt mit ca. 105–150 mg/100 g zu den Vitamin-C-reichsten Lebensmitteln überhaupt. Er wird zwar selten roh gegessen, kann aber durchaus in Salaten oder in grünen Smoothies verarbeitet werden. 

Der Anbau von Grünkohl

Jungpflanzen können Sie schon ab Mai im Frühbeet oder  in Saatschalen und Töpfen vorziehen. Die Samen stecken Sie 1–2 cm tief in Aussaaterde. Bei Temperaturen um 20 °C keimt der Kohl am schnellsten, weshalb die Aussaaten besser vorerst im Haus bleiben. Sobald die ersten Keimblätter erscheinen, können die Töpfe ins Freie umziehen. Nach 4–6 Wochen bilden sich die grünen Laubblätter.

Im Sommer ziehen die Pflanzen ins Beet um – lassen Sie dabei genügend Abstand zwischen den Pflanzen. Im Garten verträgt sich der Grünkohl ausgezeichnet mit benachbarten Tomaten, Stangenbohnen, Spinat, Sellerie, Rhabarber, Radieschen, Pflück- und Kopfsalat, Lauch, Gurken und Erbsen. Die Nachbarschaft zu Kohl, Knoblauch oder Zwiebeln sollte vermieden werden. Achten Sie auch darauf, dass der Kohl innerhalb von drei Jahren nicht an der selben Stelle gepflanzt wird, damit der Boden nicht einseitig ausgelaugt und einem Krankheitsbefall vorgebeugt wird.

SZ-Lebensbegleiter-Tipp

Der Dresdner Gartenbau-Profi Bernd Hauptmann gibt gern seine Erfahrung weiter: „Wir pflanzen nie vor dem 10. August den Grünkohl auf unser Feld.“ Und er verrät auch den Grund: „Wer zu früh pflanzt, riskiert einen Schädlingsbefall durch die Kohlmottenschildlaus. Pflanzt man erst im August, kann sie immer noch auftreten – aber sie legt keine Eier mehr. Der Schädling kann einfach abgesprüht werden, aber die Eier bekommt man nicht weg. Eine Grunddüngung beim Pflanzen genügt.“ 

Der Gartenbaubetrieb Hauptmann hat in diesem Winter 6000 Grünkohlpflanzen angebaut. Er verkauft sie u.a. freitags auf dem Dresdner Lingnermarkt und im Gut Pesterwitz. Tipp: Wem eine ganze Palme Grünkohl für eine Mahlzeit zu viel ist, stellt sie einfach in einem Wasserglas kühl und erntet nach und nach die Blätter je nach Bedarf. Die Blätter dabei von unten nach oben abschneiden.

Wann wird der Grünkohl geerntet? 

Industriell angebauter Grünkohl wird oft schon im September geerntet. Aber in Ihren Garten sollten Sie bis zum ersten Frost warten. Danach können die Palmen den ganzen Winter über abgesägt werden. Am besten wartet man bei der eigenen Anzucht bis zum ersten Frost. 

Direkt frisch von Feld gibt’s den Grünkohl derzeit auch bei Obstbauer Robert Rüdiger (Dresden, Pillnitzer Landstraße 301). Sein Hofladen ist Mo-Mi/Sa (9-18 Uhr) und Do/Fr (9-19 Uhr) geöffnet.

Warum erst nach dem ersten Frost ernten?

Entgegen landläufiger Meinnungen spielt weniger der Frost als vielmehr die späte Ernte bei niedrigen Temperaturen eine große Rolle. Reifer Grünkohl enthält kaum noch Stärke, bildet durch die Photosynthese aber weiterhin Traubenzucker. Die niedrigen Temperaturen (unter sieben Grad) verlangsamen die Stoffwechselvorgänge und der Zuckergehalt in den Kohlblätter steigt. Je länger es kalt ist, umso besser und aromatischer schmeckt der Grünkohl.

Grünkohl ist Kult

Vor allem in Norddeutschland wird ein regelrechter Kult um den Grünkohl getrieben. „Kohl und Pinkel“ ist nahezu ein Nationalgericht und wird mit geräucherter Grützwurst aufgetafelt. Im Oldenburger Land, in Bremerhaven und Bremen, im Osnabrücker Land, im Land Hadeln, in Ostfriesland, Grafschaft Bentheim und in weiteren Teilen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins gehen in den Herbst- und Wintermonaten Vereine, Firmen und Grünkohl-Liebhaber-Gruppen auf Kohlfahrt und küren dabei ihren Kohlkönig, häufig kombiniert mit den regionaltypischen Sportarten Boßeln (eine Kugel muss mit möglichst wenigen Würfen über eine bestimmte Strecke geworfen werden) und Klootschießen (Weitwurf mit Holzkugeln).

Grünkohlkönig oder Grünkohlkönigin?

Die Wahl eines Grünkohlkönigs ist nach der Wende mit der Städtepartnerschaft und dem Freundeskreis Hamburg-Dresden auch nach Sachsen gekommen. In diesem Jahr wird am 29. Januar im Dresdner Hotel Hilton beim 29. Dresdner Grünkohlessen der 13. Grünkohlkönig bzw. die 13. Grünkohlkönigin vom Dresdner Presseclub gekürt. Zu den Promis, die schon das Grünkohlzepter schwingen durften, gehören u.a. Ex-Fußballmanager Reiner Calmund, Ex-TU-Rektor Hans Müller-Steinhagen, die ehemalige Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz, Star-Cellist Jan Vogler oder auch Ex-Ministerpräsident Georg Milbradt.

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