Wir werden nicht nur immer älter, auch der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung steigt. Ein Fakt, der mit Blick auf die Patienten in Krankenhäusern gilt: Auch hier sind immer mehr ältere Patienten zu betreuen. Das stellt eine Herausforderung dar, weiß Pflegedirektorin Birgit Bieder des Städtischen Klinikums in Görlitz.
„Die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft führt dazu, dass wir auch immer häufiger Patienten mit mehreren chronischen Erkrankungen behandeln müssen.“ Das wiederum erfordert eine ganzheitliche Betreuung, „die sowohl medizinische als auch pflegerische Aspekte berücksichtigt“, verweist die Expertin auf das gerade für Ältere so wichtige Zusammenspiel zwischen Medizin und Pflege in Krankenhäusern.
Ganz konkret heißt das: „Unsere Pflegekräfte sind nicht nur mit der Behandlung der akuten Erkrankungen konfrontiert, sondern müssen auch die besonderen Bedürfnisse älterer Menschen, wie eingeschränkte Mobilität und kognitive Einschränkungen, berücksichtigen.“ Außerdem steigt der Pflegeaufwand in den Kliniken, da ältere Patienten oft länger zur Genesung benötigen und anfälliger für Komplikationen sind. Eine genaue Zahl, wie viele Tage länger pflegebedürftige Patienten vergleichsweise in der Klinik bleiben, gibt es aber nicht. „Das ist natürlich sehr individuell“, so Bieder.
Zu den zunehmend älteren Patienten gehören auch Bewohner aus Pflegeheimen, die medizinisch betreut werden müssen. „Diese Patientengruppe stellt ganz spezifische Anforderungen an die stationäre Pflege in der Klinik“, weiß Birgit Bieder aus ihrer täglichen Praxis. Intensive Betreuung, zum Beispiel bei der Mobilisation, bei der Wundversorgung und in der Unterstützung bei den Aktivitäten des täglichen Lebens, zählt die Pflegedirektorin auf. „Darüber hinaus erfordert der Umgang mit Demenzkranken und Menschen mit eingeschränkter Kommunikation besondere Kompetenzen und eine hohe Empathie – hier müssen unsere Pflegekräfte nicht nur fachlich bestens ausgebildet sein, sondern auch über eine große emotionale Belastbarkeit und Einfühlungsvermögen verfügen!“
Das Städtische Klinikum Görlitz hat sich deshalb auf die Bedürfnisse von Demenzpatienten spezialisiert, so die Expertin. „Wir verfügen beispielsweise über speziell geschulte Demenzbeauftragte in allen Bereichen, die durch Orientierungshilfen, spezielle Kost und Beschäftigungsmaterialien dazu beitragen, den Krankenhausaufenthalt für diese Patienten so angenehm wie möglich zu gestalten“, so Birgit Bieder.
Dennoch unterscheidet sich stationäre Pflege in einem Krankenhaus grundlegend von der stationären Pflege in einem Pflegeheim. „Im Krankenhaus liegt der Schwerpunkt der stationären Pflege auf der medizinischen Versorgung und der Unterstützung der Genesung von akuten oder chronischen Erkrankungen – die Pflege zielt hier darauf ab, den Patienten so schnell wie möglich wieder in einen stabilen Zustand zu bringen, sodass er entweder nach Hause entlassen werden kann.“
Jens Fritzsche