CHEMNITZ – Genau am Beginn des jüdischen Neujahrs 5785 eröffnet am 3. Oktober das Cafe „Julius im SCHOCKEN“ im ehemaligen Kaufhaus Schocken, das seit 2014 das Staatliche Museum für Archäologie (smac) beherbergt. „Nach alter Tradition gibt es Apfel in Honig zu naschen – auf dass das neue Jahr süß und fruchtig werden möge“, freut sich die gebürtige Israelin und Gastgeberin Nirit Sommerfeld auf interessante Begegnungen und Gespräche. An einem Ort, der eng mit der jüdischen Geschichte verbunden ist: Vor 120 Jahren eröffneten die jüdischen Brüder Salman und Simon Schocken das erste Haus ihrer Kaufhauskette in Zwickau. 1930 kam die Filiale in Chemnitz hinzu. Schocken zählte mit über 20 Filialen und über 5000 Mitarbeiten in Sachsen zu den erfolgreichsten Warenhausunternehmen Deutschlands.
Die Geschichte des Kaufhauses wird im Foyer des Museums in der Ausstellung „Schocken, Merkur und Centrum – Arbeiten im Warenhaus“ erzählt. Die Exponate erzählen von politischen Veränderungen, Enteignung und Mangelwirtschaft von 1930 bis 1990.
Die Direktorin des smac, Dr. Sabine Wolfram, freut sich ganz besonders über die Verbindung des neuen Cafés zur Geschichte des Hauses. „Nach anderthalb Jahren Café-loser Zeit ist es besonders schön, eine derart engagierte und ideenreiche Persönlichkeit wie Nirit Sommerfeld als Gastronomin in unserem Haus zu haben. Der deutsch-jüdische Bezug sowohl durch den Tag der Eröffnung als auch durch die Namensgebung fügt sich nahtlos in die Geschichte unseres Hauses ein“.
Die gelernte Schauspielerin und Sängerin Nirit Sommerfeld kam mit neunen Jahren nach Deutschland, zog aber erst in diesem Jahr nach Chemnitz – in die alte Heimatstadt ihrer Familie. Vater Rolf Sommerfeld wurde hier als Sohn des jüdischen Ehepaars Julius und Margarete Sommerfeld. Während des Nationalsozialismus brachte Julius Sommerfeld seinen 18-jährigen Sohn Rolf nach Palästina in Sicherheit. Julius selbst kehrte immer wieder nach Chemnitz zurück, wo er Verwandte vor der Deportation rettete. Er selbst konnte ich nicht retten. Die Nationalsozialisten brachten ihn ins KZ Sachsenhausen, wo er 1940 ermordet wurde.
Nirit Sommerfeld besuchte erstmals imJahr 1990 die Stadt Chemnitz, damals noch Karl-Marx-Stadt hieß. Über 20 Jahre später hatte sie durch die Stolpersteinverlegung für ihren Großvater Julius Sommerfeld erneut Kontakt mit der Stadt. Doch erst im September 2023 lernte sie das smac im ehemaligen Kaufhaus SCHOCKEN und dessen ungenutzte Gastronomiefläche kennen. Kurzerhand entschloss sie sich, an diesem geschichtsträchtigen Ort ein Café zu eröffnen.
»Julius im SCHOCKEN« erinnert an Nirit Sommerfelds Großvater. Sie möchte ihn wieder hierhin in diese Stadt bringen, in der er sich zuhause und zugehörig gefühlt hatte.
Das Angebot ihn ihrem Cafe ist von der levantischen, deutschen und marokkanischen Küche inspiriert – es gibt Meze-Variationen, gefüllte marokkanische Blätterteigtaschen oder auch Kürbis-Gewürz-Tarte. Die vorwiegend vegetarischen Gerichte werden aus frischen, möglichst regionalen Produkten gekocht. Neben fünf ständigen Gerichten bietet das Bistro-Café zum Mittag wechselnde Suppen und Hauptgerichte an. Infos zum Café un dessen Angebot finden Sie unter www.julius-im-schocken.de. Nirit Sommerfeld verrät: »Jeden Donnerstag von 17 bis 20 Uhr laden mein Team und ich zum Aperitivo ein. Es gibt leckere Häppchen, feine Getränke und Live-Musik. Die Veranstaltung eignet sich hervorragend, um mit Freundinnen und Freunden den Tag ausklingen zu lassen und das nahe Wochenende einzuläuten.“ Das Museum hat donnerstag bis 20 Uhr geöffnet – Schauen Sie doch mal vorbei!
SZ-Lebensbegleiter-Tipp
Das smac – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz – befindet sich am Stefan-Heym-Platz 1, 09111 Chemnitz. Infos zu Ausstellungen finden Sie unter www.smac.sachsen.de. Öffnungszeiten: Di-So, 10-18 Uhr, Do, 10-20 Uhr, montags geschlossen (außer an Feiertagen). Eintritt 8 Euro. Die Kaufhaus-Ausstellung im Foyer ist kostenfrei.