Im linken Schrankfach drängeln sich Vasen aller Art. Und doch greife ich immer wieder nur zu dreien von 18. Ähnlich bei den Klamotten. Bestimmte Pullis oder Schals landen wundersamerweise beim Umräumen von Sommer auf Winter spätestens nach der zweiten Wäsche wieder ganz oben im Fach. In bester Sicht- und Greifnähe. Es gibt sie eben, jene Dinge, die wir besonders lieben und ganz klar bevorzugen.
Warum? Keine Ahnung. Wäre echt mal ein Thema für Experten. Vielleicht steuert heimlich und wie so oft unser Unterbewusstsein, welche Dinge wir wirklich mögen. Oder unser immer noch ziemlich unerforschtes Bauchgehirn entscheidet über unseren Kopf hinweg nach Bauchgefühl?
Egal: Ich Oma werde das Rätsel um Lieblingsdinge nicht lösen können. Aber von meiner einst auf einem Flohmarkt erstandene Lieblingsbutterdose, da hebe ich jeden Abend den Deckel mit Griff ab und tauche mit dem Messer entzückt ins Innerste ein. Und das, obwohl sie nach der ersten Säuberung in der Spülmaschine in zwei Teile zerbrach. Keine zwischenzeitlich erworbene Plaste- oder Glasdose vermochte danach, als Ersatz zu dienen. Dann schon lieber die Butter auf einem Teller auspacken. Oder eben einen Wunderkleber „Made in China“ probieren.
Noch hält der Kleber die Butterdose zusammen!! Und ich spüle sie nur ganz vorsichtig und von Hand in lauwarmen Fitwasser aus. Aber falls jemand von euch mal ein ähnliches Teil sieht??? Gebt mir Bescheid.
Kleine Anmerkung: In Japan wird das Zusammenkleben und Reparieren zerbrochener Teekannen, Vasen und vielleicht auch Butterdosen sogar zur ganz besonderen Kunst erhoben. Risse und Bruchstellen werden dabei nicht schamhaft verborgen, sondern extra hervorgehoben und mit Gold verziert. „Kintsugi“ (Goldverbindung) heißt die etwa 500 Jahre alte japanische Handwerkskunst, die zerbrochenen Gegenständen ein neues Leben und Erscheinungsbild schenkt. Statt ihn zu verbergen, wird der Makel des Kaputten in den Vordergrund gestellt. Dies kann eine teure und auch zeitintensive Prozedur sein, die aber den Wert des Zerbrochenen steigert.