„Sie ist die Queen vom Pinguin.“ Wer hinter der Königin des tierischen Frackträgers steckt, erfahren Sie im gleichnamigen, vergnüglichen Gedichtbändchens von Josi Canari. Und dahinter wiederum verbergen sich die beiden Malerinnen Johanna Görke-Cassirer (82) und Maria Sibylla Ponizil (71). Letztere ist eine gebürtige Dresdnerin, die mit ihrer Gefährtin in einer ehemaligen Sargtischlerei in Woltersdorf (Brandenburg) ihre künstlerische Heimat fand.
Hinter der großen dunkelgrünen Hoftür öffnet sich ein wahres Refugium. Mediterrane Leichtigkeit liegt in der Luft. Die alten Werkstattgebäude sind behutsam in Ordung gebracht worden. Viele alte Dinge wie die Türen durften an ihren angestammten Plätzen verbleiben. Der Tisch im Hof ist gedeckt – mit einfachen Köstlichkeiten. So wie es die Damen von ihren zahlreichen Aufenthalten auf den Kanaren kennen. Maria Sibylla schenkt Kaffee aus, Johanna trinkt Tee. Sie nehmen sich Zeit zum Erzählen, schauen auf ihren Lebensweg zurück und schmieden neue Pläne.
Beide Frauen haben das Maler-Gen im Blut – auch ihre Väter standen an der Staffelei. „Im Herbst werden sogar Bilder meines Vaters Karl Ponizil im Putjatinhaus ausgestellt“, sagt Tochter Maria Sibylla stolz. Auch wenn sie sich schnell aus der Obhut des Vaters und ihrerdrei Brüder befreite und in Leipzig studierte – sie hat noch immer Freunde und Bekannte in Kleinzschachwitz. Und nicht nur dort: Die beiden Malerinnen lieben die Kanaren, was sich im Dichternamen Canari niederschlug. Auf ihren Insel-Wanderungen kommen sie immer wieder mit Menschen am Wegesrand ins Plaudern. „Aus diesen Begegnungen oder unseren stillen Beobachtungen schöpfen wir für unsere Verse.“ Kleine Kostprobe gefällig?
Brigitte
Heut‘ gönnt sich die Brigitte
eine Schoko-Sahneschnitte.
Die ist besonders lecker
bei ihrem Lieblingsbäcker.
Als Ergänzung zum Kaffee
ist ‘ne zweite auch okay.
Doch gesünder ist die dritte
mit der Quitte in der Mitte.
Die humorvollen Reimereien füllen mittlerweile drei illustrierte Bände. Der erste – „Auf Du und Du mit dem Kakadu“ – erschien 2017. Der zweite „Larifari auf der Safari“ folgte 2019. Die Nachfrage ist groß, erste Nachdrucke der 1000er Auflagen sind geplant. „Aber wir brauchen natürlich auch noch Zeit für unsere Malerei“, sagen die beiden Künstlerinnen schmunzelnd und laden in ihre getrennten Ateliers ein.
In Johannas großem, lichten Raum flimmern Städte wie auch Landschaften. Ihre vorwiegend pastellige Farbwahl erinnert an Luftspiegelungen, Fernsichten oder auch Traumbilder, an vergänglichliche Momente. Maria Sibylla dagegen experimentiert mit Holzfundstücken, Collagen, Grafik, transparentem Papier, mit Meereswogen und Hügelketten. Und sie hat die witzigen Zeichnungen für die Gedichte beigesteuert.
SZ-Lebensbegleiter-Tipp
Alle drei Gedichtbände können direkt bei den Künstlerinnen bestellt werden – online unter www.johannagoerke-cassirer.com oder www.maria-sibylla-ponizil.com. Jeder Band kostet 16 Euro.