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Karte Sachsen umriss
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Schlossgärtner Matthias Riedel in der Kamelienausstellung im Landschloss Zuschendorf. Foto: Katrin Koch

Kamelien blühen im Landschloss Zuschendorf

Es blüht wieder im Landschloss Zuschendorf. Rund 1000 Kamelienblüten aus ganz Deutschland bezaubern bis 13. April die Gäste der XXII. Deutschen und anschließend der Sächsischen Kamelienblütenschau. Schlossgärtner Matthias Riedel weiß die schönsten Geschichten dieser symbolträchtigen Blume zu erzählen. Seine blumige Weltreise für „leben50“:

Kurtisanen wie auch hochgestellte Damen der Aristokratie trugen die Kamelie im Haar. Sie war Erkennungszeichen der italienischen Freiheitskämpfer um eine geeinte Republik. In Japan aber steht die Kamelie für den Frühling und den Neubeginn. Sie symbolisiert Göttlichkeit, aber auch Perfektion. In China verbindet man Kamelien mit Schönheit, Reinheit und Treue. Neuseelands Frauen erkämpften mit einer weißen Kamelie als erstes Land der Welt das Frauenwahlrecht. In Amerika, im Staate Alabama, wählte man die Kamelie zur Wappenblume. „Diese ganz verschiedenen Kamelienwelten wollen wir in unserer Kamelienausstellung 2025 vorstellen“, erklärt Riedel.

Rund 1000 Kamleinblüten sind in Zuschendorf zu sehen. Foto: Katrin Koch

Europa – Kamelien als Symbol der gekauften Liebe

Man sagt, die Rose mit ihrem Duft ist das Zeichen für die wahre Liebe. Die Kamelie, die zwar in perfekter Schönheit, jedoch ohne Duft blüht, wäre eine Vortäuschung der Liebe, eine Illusion und steht für die käufliche Liebe. Gärtner wissen, dass dies nur die halbe Wahrheit ist und dem europäischen Kenntnisstand des 19. Jahrhunderts entspricht. Die meisten Wildarten der Kamelien haben einen ganz wunderbaren Duft.

Bekannt wurde die Verbindung zwischen den Kurtisanen und der Kamelie weltweit durch den 1848 erschienen Roman von Alexandre Dumas „Die Kameliendame“ und das 1852 folgende Schauspiel. Ein Jahr später erklang Giuseppe Verdis „La Traviata“ zum ersten Mal. Beschrieben wird das Leben der teuersten und begehrtesten Kurtisane von Paris, Marguerite Gautier, im wirklichen Leben existent als Alphonsine Plessis. Je nach Verfügbarkeit trägt sie rote oder weiße Kamelienblüten im Haar.

Die Genannte war aber nicht die erste der erotischen Kameliendamen. Die Rede ist von der Wiener Tänzerin Fanny Elßler, die nach 1830 mit Nationaltänzen wie Carucha die Bühnen der Welt eroberte. Ihre Vorliebe für diese Blume machte sie zur „Wiener Cameliendame“. 

Die Dritte im Reigen dieser illustren Damen ist die in Irland als Eli-sabeth Rosanna Gilbert geborene Lola Montez. Sie hatte ein Verhältnis zu Vater und Sohn Dumas und vermutlich ist manches ihrer Abenteuer auch mit in den Roman eingeflossen. Überall, wo Lola Montez auftauchte, gab es Skandale. Im Schloss Nymphenburg ließ der bayrische König Ludwig I. eine Schönheitsgalerie mit Porträts von 38 Münchner Frauen sowohl adliger als auch bürgerlicher Herkunft anlegen. Allein 36 davon malte der Hofmaler Joseph Karl Stieler. Bei der vorletzten – Lola Morenz – hatte er arge Probleme, galt diese doch in Bayern als Unperson. Hatte sie nicht nur die Münchner Männerwelt durcheinandergewirbelt, sondern war auch in der 1848er-Revolution in München die zentrale Figur, die schließlich zur Abdankung des Königs und ihrer Vertreibung führte.

Kamelien aus ganz Europa sind zu bewundern. Foto: Katrin Koch

Europa – Kamelien als Zeichen der Aristokratie

In den Adelskreisen gab es Mitte des 19. Jahrhunderts sehr viele den Kamelien zugeneigte Damen. Kamelien waren teuer und man wollte seinen Wohlstand auch zeigen. Deutlich wird das, wenn man bedenkt, dass Jacob Friedrich Seidel in Dresden im Jahre 1862 unglaubliche 1100 Sorten führte. Viele der Züchtungen trugen weibliche Vornamen, oft auch Vor- und Zunamen oder Titel. Die Kamelien hielt man als Bouquet, trug sie im Haar als Blüte oder Kranz oder man umgab sich mit den wertvollen Pflanzen. Gern ließ man sich so auch malen.

Besonders schwärmte man im russischen Riesenreich für die käl- teliebende Blume aus Fernost. In Petersburg und Moskau wurden ganze Ballsäle mit ihr ausgeschmückt, in Bulgakows wunderbarem Buch „Der Meister und Margarita“ sogar die Hölle. Jacob Friedrich Seidel aus Dresden exportierte seit 1834 unglaubliche Mengen nach Russland.

Italien – Kamelien als Symbol des Freiheitskampfes

Gegen die Fremdherrschaft des Kaisertums Österreich führten die italienischen Staaten unter Führung Sardiniens in den Jahren 1848/49, 1859 und 1866 drei Freiheitskriege. Weiß-Rot blühende Kamelien wurden zum Symbol des aufkeimenden Liberalismus. Die Farben Rot und Weiß und das Grün der Blätter entsprachen der späteren dreifarbigen Nationalflagge. Die Mitgliedsorganisationen der verschiedenen Geheimgesellschaften erkannten sich gegenseitig durch das Tragen einer zweifarbigen Kamelie im Knopfloch.

Ein Teil der Ausstellung entführt nach Japan und China. Foto: Katrin Koch

Japan – Kamelienblätter wie rote Blutstropfen im Schnee

Die Menschen in Japan sind mit der Kamelie nicht so eng verbunden wie mit Kirschen, Bambus oder Kiefern. Trotzdem gehört sie zu den bedeutenden Blumen, schon weil man sie bei spirituellen und religiösen Zeremonien verwendet. Sie symbolisiert die Göttlichkeit und ist Sinnbild der Reinheit und des Strebens nach Harmonie.

Schon in frühen Zeiten sprach man der Kamelie mythische Kräfte zu, um das Böse und die Gefahr zu vertreiben. Trat man eine lange Reise an, so nahm man einen Kameliensamen als Talisman mit. Gleiches gilt für das Kamelienöl, welches man als Lebenselixier betrachtete, auf Reisen mitführte und als wertvolle Gabe verschenkte. Mit Stöcken aus Kamelienholz vertrieb man zur Neujahrszeremonie in den Schreinen die bösen Geister. Diese Symbolik, aber natürlich vor allem die Härte des Holzes, nutzte man schon im 8. Jahrhundert zur Herstellung von Waffen. So sind die Kamelien eng mit dem Leben der Samurai verwoben. Die klassischen Kamelien fallen beim Verblühen als ganze Blüte plötzlich vom Baum, was die Assoziation zu abgeschlagenen Köpfen hervorrief. In anderen Quellen wird das Geräusch, wenn Kamelienknospen auf den Boden fallen, auf gleiche Weise gedeutet. Mitte des 15. Jahrhunderts, als in Japan viele Kriege tobten, versuchte man daher bei Kriegszügen den Kontakt zu Kamelien zu meiden.

Trotz allem züchteten die Japaner verstärkt seit dem 16. Jahrhundert immer neue Varietäten. Viele unserer heutigen Sorten mit scheinbar europäischen Namen stammen aus diesem Fundus. Eine besonders schöne Sorte in Japan war ‚Uso-otome‘ oder auch ‚Otome‘ genannt, was man mit „Mädchen“ ins Deutsche übersetzen kann. T. J. Hermann Seidel führte diese 1883 aus Japan ein. Er nannte sie in seinen Katalogen von 1887 bis 1890 ‚Otome Rosea Plena‘ und beschrieb die Sorte mit den Worten „regelmässiges reizendes Blümchen vom zartesten Rosa“. Im Jahr 1891 übernahm sein Sohn Heinrich gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf die Firma. Nun nannte man sie nach deren Mutter bzw. Her-manns Frau mit folgendem Katalogeintrag: „Frau Minna Seidel (Japan, Neueinführung der Firma) reizend gebautes Blümchen von entzückend reinem Blassrosa. Die lieblichste unter den Camellien; leider etwas zart“. 

China – Jugend und Schönheit der Kamelien

Eine der heute verbreitetsten Kamelien, die Sorte ‚Alba Plena‘, kam aus China zu uns und trug dort den Namen „Weiße Pagode“. Diese uralte Varietät stammt aus dem 15. Jahrhundert oder ist sogar noch weitaus älter. Im Jahre 1792 kam sie gemeinsam mit der Sorte ‚Variegata‘ als erste gefüllte Ziersorte der japanischen Kamelien auf dem von Kapitän Connor geführten Schiff „Carnatic“ der englischen Ostindien-Gesellschaft aus der Provinz Guangdong nach England. Eigentlich war dieser, später als ein großer Glücksfall wahrgenommene Import, eine Verwechslung, denn die Engländer wollten Teepflanzen, um eigene Plantagen anlegen zu können. Manche meinen, es sei Absicht gewesen, weil die Chinesen ihr Teemonopol schützen wollten. 

In China sind Kamelien Symbol für Schönheit, Reinheit und Treue, aber auch Liebe und Hingabe. Die Blütenblätter würden den Geist und die Schönheit einer Frau widerspiegeln.

Neuseeland – der Kampf der roten und weißen Kamelien

Mit einem Gesetz, welches 1893 das allgemeine Wahlrecht auf Frauen ausdehnte, wurde Neuseeland das erste Land der Welt mit allgemeinem Wahlrecht. Vorkämpferin war die 1847 im englischen Liverpool geborene Kate Sheppard. Mit einem geschickten Schreibstil und überzeugender Redekunst verfasste sie Texte, Aufrufe und Petitionen. Um das Parlament für das Gesetz zu interessieren, sammelte sie 30.000 Unterschriften. Und sie ließ Blumen sprechen: Weiße Kamelien trugen die Abgeordneten, die das Frauenwahlrecht unterstützten, rote deren Gegner. Kate Sheppard, die auch die erste Präsidentin des Nationalen Frauenrats in Neuseelands war, wurde mit einer 10-Dollar-Note geehrt, auf der mit ihr eine weiße Kamelie abgebildet ist.

Amerika – Kamelie als Staatsblume

Wenn wir von „Kamelienwelten“ sprechen, so müssen wir natürlich auch einen Blick in die „Neue Welt“ tun. Jacob Friedrich Seidel, Dresdens Kamelienseidel, hat frühzeitig die großen Möglichkeiten dieses weiten Landes erkannt. Im Jahre 1848 hat er sogar selbst darüber nachgedacht nach Amerika zu gehen. Seine ein Jahr vor ihm geborene Schwester war bereits dorthin übergesiedelt. Seit den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts exportierte das Unternehmen Kamelien auch nach Nordamerika. Die Sorte ‚Frau Minna Seidel‘ war über lange Zeit die meistverkaufte Kameliensorte in den USA. Seit 1959 ist die Kamelie sogar die offizielle Staatsblume Alabamas. 

„Kamelienwelten – Die Kamelie, mal aristokratisch, mal erotisch oder ein Symbol für Göttlichkeit, Perfektion Schönheit und den Neuanfang“ ist bis 13. April im Landschloss Zuschendorf zu sehen. Geöffnet: Di-So 10– 17 Uhr. Zusätzlich im März: Mo 10-16 Uhr. Eintritt: 7,50/6 Euro. Infos unter www.kamelienschloss.de

leben50-Tipp

PILLNITZ – Mit an Demenz Erkrankten zur Kamelienblüte

Das offene Begegnungs- und Kunsttherapieatelier in Schloss Pillnitz widmet sich am 13. März (14 Uhr) dem Frühling und der Kamelienblüte. Zusammen mit Diplom-Kunsttherapeutin Yvonne Engelhardt können die Teilnehmer des Ateliers und deren Begleitung die ersten Blüten genießen und erfühlen. Nach einem Spaziergang durch den Schlosspark wird sich im Anschluss gestalterisch mit der zarten Farbenpracht auseinandergesetzt. Es gibt hier genügend Zeit und Raum, um kreativ tätig zu werden und zu experimentieren. Das Offene Atelier in Schloss Pillnitz hilft an Demenz Erkrankten, ihren Angehörigen, Freunden und Pflegepersonen miteinander in Kontakt zu treten, individuell und frei zu arbeiten, sich auszutauschen und eine geschützte (Aus-)Zeit zu verbringen. Treffpunkt ist 14 Uhr vor dem Besucherzentrum „Alte Wache“. Die Teilnahme ist kostenfrei, um einen Unkostenbeitrag wird gebeten. Voranmeldung bei der Pillnitzer Kulturpädagogin Gabriele Manke unter Telefon 0351/2613250 oder per E-Mail an gabriele.manke@schloesserland-sachsen.de.

Matthias Riedel

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