Zweimal im Jahr verlässt Julia Gil ihr kleines Weingut im Süden Frankreichs, um nach Hause zu kommen. „Ich bin pure Dresdnerin!“ sagt sie, als ich sie für eine Podcast-Aufnahme treffe – und die Augen funkelten dabei! Sie hat viele Freunde und Bekannte hier, aber längst nicht alle kennen sie persönlich, sondern nur ihre Weine.
Die gibt’s nämlich in der einen oder anderen Gastro und bei Händlern – alles individuell von der Winzerin ausgesucht. Da hält sie es nämlich wie bei ihren Weinen: „Wir machen nur, was uns schmeckt“, sagt sie. Lächelt verschmitzt und ergänzt: „Und unseren Rosé!“ Den mögen die Winzerin und ihr Mann Julien (der aus Südfrankreich stammt) nämlich nicht – die Kunden aber schon!
Julien & Julia – eine Weingeschichte
Julien und Julia (klingt wie ein Filmtitel, oder?) begannen 2006 als selbstständige Winzer im 500-Seelen-Dorf Couffoulens südlich von Carcassone. Geplant war das nicht, aber es galt, einen Weinberg von 1,5 Hektar Größe mit sehr alten Rebstöcken der Sorte Carignan vor dem Abholzen zu retten. Weil alles sehr schnell gehen musste, bauten sie den Wein in der Garage aus. Mittlerweile sind einige Weinberge dazu gekommen, und seit einem Jahr haben die Beiden sogar ein eigenes Weingut. Der ursprünglich gewählte Name (ganz ohne Domaine oder Château davor) ist geblieben: „Plo Roucarels“, das steinige Plateau in der alten okzitanischen Sprache.
Chenin Blanc – bekannt aus Südafrika
Ich habe einen Chenin Blanc im Glas – eine Rebsorte, die man hierzulande hauptsächlich von Weinen aus Südafrika kennt (dort steht Chenin auf 17.707 ha – das ist mehr als die Hälfte des weltweit insgesamt angebauten Chenin Blancs). Aber Frankreich ist mit 9.432 ha auch ganz gut dabei – eigentlich kein Wunder, denn die Sorte kommt aus dem Loiretal, wo sie seit dem 9. Jahrhundert kultiviert wird. In Deutschland muss man lange suchen, wird dann aber in Baden im Weingut Stiller, in der Pfalz bei Oliver Zeter und einigen anderen fündig.
Aber hej: dann trinke ich halt Riesling aus deutschen Landen und ´nen Chenin von Julia aus Dresden (die privat am liebsten Riesling trinkt – neben ihren eigenen Weinen, natürlich)! Im „Savoir Vivre“ in Pieschen, wo Julia am Tag nach meiner Podcast-Aufnahme ihre Weine einem interessierten Publikum vorstellte, gibt es den Chenin beispielsweise ganz normal im Programm.
Der 2024er Chenin Blanc
Es ist ein Einstiegswein auf dem Weingut – aber gute Winzer wissen ja, dass auch die scheinbar einfachen Weine Charakter haben sollten. Der Chenin Blanc ist 2024 besonders spritzig geraten – weil Hagel die jungen Triebe vernichtete und der nachwachsende Wein weniger Zeit zum Reifen hatte. Aber die fast 50 Jahre alten Weinstöcke haben’s gepackt, Julia und Julien haben aus den Trauben einen sommerlichen Wein mit Trinkfluss draus gemacht – mit mineralische Noten, einer knackigen Säure und einer lebendige Frische sowie nur 11,5 % Alkohol. Kann man machen!
Das Weingut Plo Roucarels im Netz: plo-roucarels.com – der Chenin Blanc „La Petite Rive“ kostet dort 11 Euro.
Weine des Weinguts gibt es in Dresden bei „Raskolnikoff“ in der Böhmischen Straße, „Weinselig“ in der Hechtstraße, im „Savoir Vivre“ von Uwe Sochor (in Pieschen), in der Weinhandlung Blasewitz in der Alten Post, in der Weinhandlung Stollberg, Alttrachau und im „Alten Wettbüro“ in der Neustadt.
Unser Autor Ulrich van Stipriaan ist bekennender Genussmensch. Seine profunde Weinkenntnis ist im Podcast „Auf ein Glas!“ zu hören. Dort erscheint am 6. Juni auch der Podcast zum Chenin Blanc. Vielleicht hören Sie mit einem Glas Wein einfach mal rein. Ebenfalls unter stipvisiten.de finden sich Reiseberichte, Restaurantkritiken sowie Beiträge über Wein und Winzer. Lesen Sie HIER ein weiteres Weinporträt.
