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Bacchus
Bacchus Sascha Graedtke präsentiert den Festwein: ein Müller-Thurgau von Frédéric Fourré. Foto: Ulrich van Stipriaan

Ein Müller vom Pariser Winzer für Radebeul

Was für eine Aufregung gab es in der Pfalz, als man vorschlug, die Wahl zur Weinkönigin durch eine andere zu ersetzen, nämlich einen Pfalzweinbotschafter zu küren. Sieger könnten dann sowohl eine Frau als auch ein Mann sein (zu mehr ließ man sich freilich nicht hinreißen). Der Ärger währte nur eine Woche, dann gab’s einen Rückzieher: Die Krone bleibt, gewählt wird eine Königin. Basta. Die Sachsen in ihrer fischelanten Art haben solche Diskussionen oder gar Niederlagen nicht nötig: Neben der Weinkönigin nebst weiblichem Hofstaat (also den beiden Prinzessinnen) kennt man in Radebeul nämlich den Bacchus. Und der ist männlich, was denn sonst?

Bacchus nannten die Römer den Gott des Weines und des Rausches. Sie nahmen damit den Beinamen eines der vielen Söhne vom Göttervater Zeus auf: Dionysos war in der griechischen Mythologie zuständig für Wein, Freude, Trauben, Fruchtbarkeit, Wahnsinn und Ekstase – was eine bemerkenswerte Mischung ist. Der Beiname des vielbeschäftigten Dionysos war Bakchos, weil dem Vernehmen und den Sagen nach sein Gefolge laut und ausgelassen feierte und Lärm machte.

So, Ende der Kurzeinführung in diesen Teil der griechisch-römischen Mythologie und ein gewaltiger Zeitensprung mit Ortswechsel nach Radebeul. Dort findet vom 27. bis 29. September das 32. Herbst- und Weinfest statt, und mit dabei ist Bacchus. Also nicht der aus der Antike, sondern ein legitimer Nachfolger, der so gar nicht laut und krawallig aussieht. Er macht, ausgestattet mit weißer Toga und behangen mit allerlei Trauben, eher den gemütlichen Eindruck eines genussvollen Menschen – ähm: pardon antiken Gottes.

Sascha Graedtke gibt den Bacchus – und er kommt nicht mit leeren Händen, denn auch in diesem Jahr gibt es wieder einen ganz speziellen Wein zum Fest. Also zeigt er eine Flasche der Weinsonderedition, die auf 350 Flaschen limitiert ist. Der Erlös aus dem Verkauf kommt dem Förderverein des Internationalen Wandertheaterfestival zugute, das traditionell wieder parallel zum Weinfest stattfindet und diesem den bundesweit einmaligen Reiz gibt. Wie hat ein berühmter Künstler (ich glaub’, es war Wenzel…) mal gesagt: „Kunst sorgt dafür, dass wir den Wein genießen. Ohne die Kunst wär’s doch nur Saufen!“ Etwas derbe, aber durchaus richtig.

Das Etikett auf der Flasche hat die Radebeuler Malerin Karen Graf gestaltet. Sie hat das diesjährige Fest-Motto „Mimen, Masken, Musenküsse“ aufgenommen und spielerisch in Szene gesetzt. In der Flasche wartet ein Müller Thurgau (Jahrgang 2023) auf seine Genießer, 40 % der Trauben stammen von 80 Jahre alten Radebeuler Reben aus dem Goldenen Wagen. Gemacht hat den Wein der in Paris geborene Frédéric Fourré. 

Das Etikett gestaltete Malerin Karen Graf. Foto: Ulrich van Stipriaan

Ich habe den Wein – der Wahrheit die Ehre – noch gar nicht probiert. Man kann ihn nämlich erst am Stand des Fördervereins neben dem Theaterkarussell für 18 Euro käuflich erwerben: Der Wein soll ja Geld bringen, damit die Künstler von der Truppe Common Ground auch ordentlich bezahlt werden können. Warum ich ihn dennoch blind empfehle? Erstens kenne ich Frédéric schon sehr lange und liiieeeebe seinen Müller: Für mich ist er eine feste Hausnummer für einen guten, mit viel Liebe gemachten sächsischen Wein. Und zweitens hat der Winzer selbst den Wein als „als besonders fruchtig, aber auch würzig, mineralisch und ungewöhnlich intensiv“ beschrieben – und das mit seinem herzzerreißend charmantem Blick (so können nur Pariser gucken!), so dass es wohl stimmen wird.

Außerdem kann man den Winzer ja im Ernstfall auch fragen, am besten natürlich bei seinem Müller. Frédéric Fourré ist nämlich wie immer an seinen beiden Stammplätzen zu treffen auf ein Glas Wein…

SZ-Lebensbegleiter-Tipp

Das 32. Herbst- und Weinfest und das XXVII. Internationale Wandertheaterfestival finden vom 27. bis 29. September in Radebeul-Altkötzschenbroda statt. 14 Theatergruppen laden zu 56 Aufführungen ein. Insgesamt wirken über 250 Künstler am Programm mit – Infos und Tickets (ab 8 Euro im Vorverkauf, 50 Prozent Rabatt mit Ehrenamtskarte) unter www.weinfest-radebeul.de. 125 Markstände werden aufgebaut, 35 Winzer präsentieren ihre Weine. Festzeiten: 27. Septmber (17-1 Uhr), 28. September (12-1 Uhr), 29. September (12-23 Uhr). Wer den Wein genießen möchte, sollte das Auto zu Hause lassen und die S1 oder den Schienenersatzverkehr der Straßenbahnlinie 4 nutzen.

Unser Autor Ulrich van Stipriaan ist bekennender Genussmensch. Seine profunde Weinkenntnis ist im Podcast „Auf ein Glas“ zu hören. Ebenfalls unter stipvisiten.de finden sich Reiseberichte, Restaurantkritiken, Beiträge über Wein und Winzer.

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