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Karte Sachsen umriss
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Man sieht ihm die Lust am Weinmachen an: Andreas Kreschko mit seinem Rosé. Foto: Ulrich van Stipriaan

Rosé von Kretschko – ein Genuss

Das Weinjahr 2024 war (nicht nur, aber hier besonders dolle) in Sachsen zum Vergessen. Frost Ende April hat bei fast allen Winzern zu großen Verlusten geführt – mal mehr, mal weniger schlimm. Andreas Kretschko, einer der 28 Haupterwerbswinzer in Sachsen und von denen mit unter drei Hektar einer der kleinen, klagt dennoch nicht. „Der Frost brachte mir einen Verlust von rund 90% – aber weil der Jahrgang 2023 so gut war, habe ich ja noch Vorräte – auch einen Rosé!“, sagt er und freut sich sogar ein bisschen dabei. Denn die Weine mal etwas länger liegen lassen – das tut den meisten richtig gut.

Ich habe Andreas Kretschko in seinem Keller besucht, um über seine neuen Weine zu sprechen. OK: Wir haben sie getrunken und dabei geredet, wie man das so macht. Kellerromantik ist nicht, das ist ein Arbeitsraum mit einem Stehtisch inmitten der beiden Stahltank-Reihen. Aber immerhin: mit weißer Tischdecke, mit Wasser, Brot und Butter. Es sollte ein längeres Gespräch werden!

Einer der probierten Weine war ein Rosé, auch er aus dem Jahr 2023. Früher sagte man ja: Rosé musst du gaaaaanz frisch trinken! Aber früher wurden viele (wenn nicht sogar die meisten) Rosés extrem lieblos gemacht, mehr oder weniger als Beiprodukt der Rotweinproduktion. Denn im Prinzip ist ein Rosé ja wie ein Rotwein, nur ohne die Farbe (nun gut, das war jetzt sehr vereinfacht, liebe mitlesenden Winzer). Die Farbe steckt nämlich in der Haut der Trauben – und wenn da in der ersten Phase des Weinmachens wenig Hautkontakt besteht, wird’s auch nichts mit der tiefroten Farbe.

Im Kretschko-Rosé steckt Regent. Das ist eine Neuzüchtung, die vor allem gegen die bei Winzern völlig zu Recht gehassten Pilzkrankheiten (mehr oder weniger) resistent ist. Vorteil für Winzer und Umwelt ist, dass deutlich weniger gegen diese Krankheiten gespritzt werden muss. Und das bei vollem Genuss, denn nicht ohne Grund ist der Rosé beim Kretschko der beliebteste Wein.

Der Regent wächst auf einem alten Weinberg bei Coswig, dem Zimmerhof. Groß ist die Fläche nicht, aber irgendwie ideal, denn der Weinberg ist komplett von Wald umgeben – und damit hat auch der Echte Mehltau (einer der unbeliebten Pilze, der es feucht liebt) beim Regent keine Chance. Warum nicht? Die ehrliche Antwort: Keine Ahnung, ist aber so bei dem umwaldeten Weinberg seit den fünf Jahren, die Kretschko dort Weinbau betreibt.

Aufgetafelt – zum Kellergespräch zwischen Stahltanks. Foto: Ulrich van Stipriaan

Der Rosé ist trocken ausgebaut, hat nur knackige 1 Gramm Restsüße. Aber mit einer Säure von circa 5 g ist das wunderbar balanciert und ergibt einen wunderschönen Trinkfluss. Das heißt freilich nicht, dass er beliebig wirkt, da bleibt sogar was im Mund an Geschmack. Weswegen man das früher mal Gelernte „Rosé ist ein Sommerwein!“ durchaus vergessen kann: der geht das ganze Jahr. Natürlich immer „nur so“ auf der Terrasse, im Weinberg, an der Elbe. Aber auch zum Salat oder als Begleiter zur Hähnchenbrust oder anderem hellen Fleisch.

Der Rosé kostet beim Winzer 12,50 Euro/Flasche. Hier können Sie ihn bestellen: www.kretschko-weine-shop.de.

leben50-Tipp

Wer junge, frische Weine probieren möchte, ist bei der Jungweinprobe 2025 genau richtig.
Wann? 12.4. und 13.4. jeweils ab 11Uhr
Wo? Weinkeller Hoflössnitzstraße 60a, 01445 Radebeul

Unser Autor Ulrich van Stipriaan ist bekennender Genussmensch. Seine profunde Weinkenntnis ist im Podcast „Auf ein Glas“ zu hören. Ebenfalls unter stipvisiten.de finden sich Reiseberichte, Restaurantkritiken, Beiträge über Wein und Winzer.

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