Sommerzeit ist Urlaubszeit – und natürlich sollte man im Urlaub auch was „von hier“ probieren – wobei „hier“ natürlich „dort“ ist. Ich war auf der Insel Korčula, die eine der bedeutendsten Weinbauregionen Kroatiens ist. Zufällig ist die Anbaufläche dort fast genauso groß (oder klein, wie man will) wie die in Sachsen: etwa 500 Hektar. Aber das war’s dann auch schon mit Vergleichbarem, denn mediterranes Klima mit über 2.800 Sonnenstunden pro Jahr und kühle Meereswinde haben wir in Sachsen ja nicht.

Ich hatte vor dem Besuch der Insel keine Ahnung von den Weinen auf Korčula und mich nur ein wenig eingelesen: gelobt wurden die Weißweine und die autochthonen Rebsorten. Das sind solche, die sich dort ohne menschlichen Einfluss gebildet haben – wie die Evolution so spielt. Das Tolle bei autochthonen (oder indigenen) Rebsorten ist, dass sie sich bestens an die Umgebung angepasst haben, also mit Wind, Wetter und Böden gut klarkommen. Wenn man Glück hat, kommt bei Wein hinzu: dass sie schmecken.
Weine aus dem kroatischen Korcula – einen Kostprobe
Um das herauszufinden, muss man sich natürlich durchprobieren. Ich tat das in Restaurants und mit Besuchen auf Weingütern, deren Weine in Phase eins (zum Mittag- oder Abendessen) mir besonders gut gefielen. Bei der Black Island Winery unweit des Dorfes Smokvica traf ich deren Direktor und Chefönologen Igor Radovanović. Er gehört zur jüngeren Winzergeneration auf Korčula, bei der (wie fast überall auf der Welt) eine gute Ausbildung und das Wissen um modernes Weinmachen die Tradition trefflich ergänzt.

Die Rebsorte Pošip
Tradition heißt in Smokvica vor allem, die autochthone Rebsorte Pošip zu hegen und zu pflegen, um daraus ausgezeichneten Wein zu machen. Ausgezeichnet ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Weine erhielten bei mehreren internationalen Wettbewerben Medaillen. Das hätte sich der Dorfbauer Marin Tomašić Barbaca 1880 nicht träumen lassen, als er beim Baumfällen in der Nähe eher zufällig den Wein entdeckte, zu Hause anbaute und für gut befand. Mittlerweile dominiert Pošip die Weinberge auf den auf den roten, sandigen und felsigen Böden der Inselmitte – und der Wein, der daraus entsteht, ist ein hervorragender Sommerwein und Essensbegleiter. Die Frage auf Željanas T-Shirt im Bild oben ist also eher rhetorischer Natur: aus Smokvica!

In der Black Island Winery (die so heißt, weil die Griechen die bewaldete grüne Insel vor zweitausend Jahren vom Meer aus als schwarz empfanden – wir kennen das: der Schwarzwald ist ja auch nicht schwarz!) gibt es einen einfachen Pošip „Dalmatian Dog“ und die anspruchsvollere Linie „Merga Victa“ mit unterschiedlichen Spielarten.
Der Dalmatian Dog Pošip ist ein frischer, aromatischer Einstiegswein mit einem moderaten Alkoholgehalt von etwa 12,5 %. Er ist frisch, leicht zugänglich und repräsentiert den typischen Stil der Insel. Toller Terrassenwein, geht aber auch zum (nicht zu fetten) Fisch! Preislich liegt er bei 12,50 Euro.
Der Lieblingswein aus dem Urlaub
Mein Lieblingswein (von allen auf der Insel probierten!) ist der Merga Victa Pošip. Er wird aus Trauben von mindestens 15 Jahre alten Reben hergestellt. Der Wein ist komplexer als der Dalmatian Dog, mit einer ausgeprägten Frische und einem blauen Etikett, das die Verbindung zum Meer symbolisiert. Er ist frisch und fruchtig, und die Aromen von Zitrone, Limette, Apfel, Akazienblüten und Kräutern machen bei der Sommerwärme richtig Spaß! Zum frischen Fisch am Mittag hat er mir genauso geschmeckt wie solo am Abend auf der Terrasse zu den Mücken… Preislich liegt er bei 16 Euro.

Die Weine gibt es auch in Deutschland bei Importeuren, die meist selbst Kroaten sind. Die Preise sind nahe an denen des Weinguts.
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Unser Autor Ulrich van Stipriaan ist bekennender Genussmensch. Seine profunde Weinkenntnis ist im Podcast „Auf ein Glas!“ zu hören. Ebenfalls unter stipvisiten.de finden sich Reiseberichte, Restaurantkritiken sowie Beiträge über Wein und Winzer. Lesen Sie HIER ein weiteres Weinporträt.