Wer eine Katze oder einen Hund hat, der hat nicht einfach nur ein Haustier. Er hat einen vierbeinigen Freund und ein Familienmitglied. Passiert dem tierischen Liebling etwas, ist er verletzt oder erkrankt, dann leidet der Besitzer mit. Zum wahren Horrorszenario kann es sich ausweiten, wenn der Hund beim Spaziergang einen vergiften Köder frisst oder wenn die Freigänger-Katze mit einer offenen Wunde nach Hause kommt. Wenn Sie Glück haben, ist Ihre Tierarzt-Praxis des Vertrauens nicht nur in der Nähe, sondern hat auch geöffnet. Und wenn nicht? Wenn es am Wochenende oder über Nacht zu einem Notfall kommt.
Dann bekommen Sie jetzt hier Hilfe: In Sachsen gibt es seit 1. Januar einen neuen Notdienst. Einfach die neue Notfallnummer wählen: 01805 843 7367. Unter dieser Nummer erfahren Sie sofort, welche Tierarztpraxis sich in der Nähe befindet und auch im Dienst ist. Der Notruf ist wochentags von 18 bis 8 Uhr in Bereitschaft, am Wochenende sogar 24 Stunden rund um die Uhr. Kosten: 0,14 Euro pro Minute aus dem deutschen Festnetz und dem Mobilfunknetz.
Insgesamt wurden in Sachsen 13 Notdienstkreise eingerichtet, damit jeder Tierhalter auch außerhalb der Tierarzt-Sprechzeiten schnell Hilfe bekommt. Trotzdem könne das neue System zu längeren Anfahrten führen, so Uwe Hörügel, Präsident der Sächsischen Landestierärztekammer, in einem MDR-Interview. Er empfiehlt daher, sich mit dem Haustierarzt abzusprechen. Wichtig: Der Notruf leitet Sie zu einer Tierarztpraxis weiter, es erfolgen aber keine Hausbesuche.
Der zentral organisierte telefonische Notfalldienst für Kleintiere ist in anderen Bundesländern schön länger aktiv. Seit drei Jahren bewährt er sich in Schleswig-Holstein, seit einem Jahr in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland.
Was ist Anzeichen für einen Notfall?
Bei einem Notfall ist zu befürchten, dass das Tier ohne sofortige tierärztliche Hilfe starke Schmerzen und/oder schwerwiegende gesundheitliche Schäden evtl. bis zum Tod erleidet. Auch wenn Sie verständlicherweise besorgt sind, wenn Ihr Tier beunruhigende Symptome zeigt, überlegen und prüfen Sie bitte gut, ob es sich wirklich um einen Notfall handelt oder ob der Tierarztbesuch zumindest bis zur nächsten Sprechstunde warten kann.
Der Notfalldienst muss für echte Notfälle reserviert sein – für diese kann es tragisch ausgehen, wenn sie nicht oder nicht rechtzeitig versorgt werden können.
Anzeichen für einen Notfall sind:
– Bewusstlosigkeit/Zusammenbruch
– plötzliche oder schnell zunehmende Schwäche
– Atemnot
– Krampfanfälle, Lähmungen
– starke Schmerzäußerungen
– Knochenbrüche, Verlust von Körperteilen
– tiefe/stark blutende Wunden
– Augenverletzungen
– Verschlucken von Gift oder Gegenständen
– blutiges Erbrechen, blutiger Durchfall
– andere starke Blutungen (anhaltend)
– Unfähigkeit, Kot oder Urin abzusetzen
– aufgeblähter Bauch (Hund)
– Hitzschlag, Verbrennungen
– Geburtsprobleme
– (schwere) Verkehrsunfälle
– bei Heimtieren (Kaninchen, Meerschweinchen etc.) besonders: Verweigerung der Futteraufnahme, aufgeblähter Bauch
Was sind keine Notfälle?
– kleine Alltagsunfälle/-verletzungen
– Würmer, Zecken, andere Parasiten
– fehlende Impfungen
– Erkrankungen, die bereits seit längerer Zeit bestehen und nicht lebensbedrohlich sind
Was leistet der tierärztliche Notfalldienst?
Es werden in erster Linie lebensrettende Sofortmaßnahmen geleistet und (nur) die dafür notwendigen Untersuchungen vorgenommen. Aufwändige Diagnostik wird im Notfalldienst nicht durchgeführt – es sei denn, sie ist für die Stabilisierung erforderlich. Die Notfälle werden nach einer ersten Einschätzung vom Tierarzt in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit eingetaktet (Lebensbedrohlichkeit, Schmerzen usw.). Bitte haben Sie Geduld und Verständnis, dass es nicht selten zu längeren Wartezeiten kommen kann. Die Notfallbehandlung soll den Patienten stabilisieren und vorhandene Schmerzen lindern. Die Weiterbehandlung übernimmt üblicherweise der Haustierarzt oder auch eine spezialisierte tierärztliche Praxis/Klinik.
Welche Kosten sind zu erwarten?
Die Kosten für die Versorgung eines Tieres durch den Notfalldienst liegen über denen einer „normalen“ Behandlung in der Sprechstunde. Es ist die gesetzliche pauschale Notdienstgebühr in Höhe von 59,50 € (inkl. MwSt.) zu entrichten und die tierärztlichen Leistungen werden im 2-fachen bis 4-fachen Satz berechnet. Auch die telefonische Beratung ist eine kostenpflichtige tierärztliche Leistung.
Es ist empfehlenswert, eine Versicherung Ihres Tieres zu erwägen (Kranken-/OP-Versicherung), die helfen kann, höhere Kosten abzufangen.
Sie müssen sich darauf einstellen, dass Sie die Kosten für die Versorgung direkt vor Ort begleichen müssen – bar oder mit EC-Karte. Nachträgliche Rechnungslegungen sind im Notfalldienst unüblich.
Wichtiges für eine sichere Fahrt
Sorgen Sie für einen schonenden und sicheren Transport und sprechen beruhigend mit Ihrem Tier. Bedenken Sie, dass Tiere mit Schmerzen oder in Panik sich wehren und aggressiv sein können –achten Sie darauf, sich selbst zu schützen!
Hunde: Halsband und Leine evtl. Maulkorb/Maulschlinge anlegen
Katzen, kleine Hunde, Heimtiere: in einer geschlossenen Transportbox transportieren.
große Hunde: eine Decke als Trage nutzen
Unbedingt einstecken: EU-Heimtierausweis/Impfausweis, regelmäßig verabreichte Medikamente, Bargeld/EC-Karte.