Mit Musik geht offenbar nicht nur alles besser – sie hält auch jung. Das beweisen die Musiker der Blue Wonder Jazzband Dresden. Sie feiern Ende Januar den 50. Geburtstag ihrer Band. Was kaum zu glauben ist: 47 Jahre lang blieb die Besetzung der Blue Wonder Jazzband unverändert! Das dürfte ein Weltrekord sein.
Im Unterschied zu anderen Bands hat die Blue Wonder Jazzband auch eineindeutiges Geburtsdatum. „Am 29. Januar 1975 wählte das Publikum im gut gefüllten Festsaal des Kulturpalastes für unsere damals namenlose Band im Rahmen einer Gala mehrheitlich den Namen Blue Wonder Jazzband“, erinnert sich Banjospieler Klaus-Georg „Jokel“ Eulitz. Der heute 74-Jährige weiß auch noch, wer bei der Gala noch auf der Bühne stand: Nina Hagen, Reinhard Lakomy und Angelika Mann – große Namen der DDR-Künstlerszene. „Natürlich hatte die Band schon vor diesem Geburtstag gemeinsam geprobt“, so Eulitz. Im Sommer 1975 entstand die endgültige Besetzung fest: Manfred Böhlig (tp), Gert Müller (tb), Frank Geipel (sax, voc), Lutz Rethberg (p), Klaus-Georg Eulitz (bj, voc), Dietmar Bažant (tub) und Lutz Käubler (dr, voc).
Diese Band spielte in unveränderter Besetzung 47 Jahre lang auf nationalen und internationalen Bühnen. Karlheinz Drechsel, der 2020 verstorbene, langjährige Moderator des Internationalen Dixieland Festivals in Dresden, nannte dies „weltweit einmalig“. Erst im Jahr 2022 musste Manfred Böhlig aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden. Seit diesem Jahr spielt Christian Rien die Trompete.
Nach Auftritten bei Studentenfeten und Faschingsveranstaltungen erlebte die Band den ausschlaggebenden Durchbruch vier Jahre nach ihrer Gründung: 1979 trat sie erstmals beim Internationalen Dixieland Festival Dresden auf – und wurde im Kulturpalast gefeiert.
Die Blue Wonder Jazzband entdeckte den traditionellen Jazz der 20er und 30er Jahre für sich. Besonders die Orchestermusik von Bix Beiderbecke, Paul Whiteman und Duke Ellington hatte es ihr angetan, aber auch die Combo-Musik von Jelly Roll Morton, Joe ’King’ Oliver und Louis ’Satchmo’ Armstrong zog die noch junge Formation in ihren Bann.
Die Blue Wonder Jazzband, die bis heute eine Amateurband geblieben ist, besticht durch ihr Ensemblespiel, bemerkenswerte Soli und nicht zuletzt durch dreistimmigen Satzgesang nach dem Vorbild der legendären “Rhythm Boys“. Die Band war und ist viel unterwegs – im Inland wie im Ausland. In den ersten fünfzehn Jahren bereiste die Blue Wonder Jazzband Festivals und Veranstaltungen in der damaligen CSSR, der Sowjetunion, in Ungarn und Polen. „Wir waren 1986 sogar im Ural, um an der Erdgastrasse die Bauleute kulturell zu beglücken“, so Eulitz. Seit 1990 nahm Blue Wonder an zahlreichen Festivals und Jazzformaten in Deutschland teil, gastierte u.a. in Österreich, Dänemark, Frankreich, Niederlande, Schweiz, Schweden. Zum Schmunzeln ein Eintrag in der Band-Chronik zum Jahr 1990: „Im Februar erste Reise in den Westen nach Hamburg zur Reisemesse mit einer Dresdner Delegation. Im Mai erster Auftritt im Berliner Jazzklub „Eierschale“, nachdem die Band bereits 1979 dort schon einmal im Programm angekündigt war, aber nicht fahren durfte. Am 17. Juni ein unter diesem Datum sehr beeindruckendes Konzert in Seligenstadt/Main. Fünf Konzerte in Österreich finanzieren einen Sommerurlaub von 22 Familienmitgliedern.“ Im Jahr 2000 begeisterte die Band ihr Publikum sogar in Indien, die Musiker jazzen in Neu-Delhi, Mumbai und Bangalore.
In fünf Jahrzehnten hat die Band zehn CDs produziert. Das Jubiläumskonzert am 25. Januar in der Dresdner Comödie ist zwar längst ausverkauft, aber Fans können die Band natürlich wieder beim 53. Internationalen Dixieland Festival vom 11. bis 18. Mai erleben.
SZ-Lebensbegleiter-Tipp
Beim 53. Internationalen Dixielandfestival 2025 spielt die Blue Wonder Jazzband an folgenden Terminen:
11. Mai (10 Uhr) Dixieland in Familie, Zoo
15. Mai (19.30 Uhr) Riverboat-Shuffle, PD Leipzig
16. Mai (19.30 Uhr) Dresdner Geburtstagkonzert, Löwensaal
17. Mai (19.30 Uhr) Jazzclub, Feldschlößchen Stammhaus
17. Mai (15 Uhr) Jazzmeile, Bühne Schlossplatz
18. Mai (11 Uhr) Open-Air-Gala, Junge Garde
18. Mai (16 Uhr) Dixieland-Parade
Weitere Termine und Infos unter www.blue-wonder-jazzband.de.