Herzlichen Glückwunsch: Kameramann und Dokumentarfilmer Ernst Hirsch feierte in dieser Woche seinen 89. Geburtstag. Liebevoll nennen ihn die Einheimischen das „Auge von Dresden“. In einer exklusiven Serie veröffentlicht „leben50“ ab nächster Woche seine nicht mehr verfügbare, gleichnamige Autobiografie.
Wie kein Zweiter hielt und hält Ernst Hirsch die Entwicklung seiner Heimatstadt mit der Kamera fest. Er besitzt außerdem eine einzigartige Sammlung historischer Filmdokumente, die das alte Dresden seit Anfang des 20. Jahrhunderts wie auch seine Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg zeigen.
Sammlung Ernst Hirsch ist einzigartig
In diesem Jahr erwarben die Sächsische Landesbibliothek und Museen der Stadt Dresden die Sammlung von Ernst Hirsch (dazu können Sie auch unter www.slub-dresden.de nachlesen).

Seit 1965 hat er historische Aufnahmen aus Dresden zusammen getragen und sie filmisch verarbeitet. Hirsch produzierte Dokumentationen zur Stadtgeschichte, hielt umfassend den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche von 1994 bis 2005 in der Dokumentation „Die steinerne Glocke“ fest. Aus über 500 Stunden Videomaterial entstand die Dokumentation. Hirsch selbst bezeichnet diese Arbeit als Höhepunkt seiner beruflichen Karriere.

Der älteste Film zeigt Dresden anno 1903
Der älteste Film aus seinem Archiv lässt das alte Dresden anno 1903 aufleben. Er wurde 1996 mit weiteren 32 Filmdosen der Dresdner Firma Heinrich Ernemann in Südtirol in einem Bauernhaus entdeckt. Hirsch ließ die Filme restaurieren. Insgesamt um fast seine Sammlung über 400 Filmrollen mit historischen Aufnahmen der Stadt, hinzu kommen seine eigenen Dokumentationen, Filmkamera und historische Kameras der Ernemann-Werke.
Ernst Hirsch – ein Leben mit der Kamera
Hirsch kam 1936 als Sohn eines Oberlandesgerichtsrats in Dresden zur Welt. Er überlebte als Kind 1945 die Bombardierung Dresdens. Hirsch besaß schon als Kind eine Plattenkamera, eine einfache Laborausrüstung und eine 16-Millimeter-Kamera. Bei Zeiss Icon in Dresden erlernte er den Beruf eines Feinoptikers – das Filmhandwerk lernte er in der Betriebsfotogruppe. Hirsch hatte gerade ausgelernt, als 1953 das Fernsehen der DDR zu senden begann – Hirsch war mit dabei. Noch im gleichen Jahr arbeitete er an einem Film über Schloss und Park Pillnitz mit. Von 1954 bis 1968 arbeitete Hirsch als erster Filmreporter Dresdens für die DDR-Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“, produziert über 3000 Beiträge.

Nach einem Fernstudium arbeitete er ab 1968 freiberuflich, gründete sein Studio Hirsch-Film in Niederpoyritz. Werbe- und Dokumentarfilme waren sein Metier, seine ganz besondere Aufmerksamkeit aber galt den Dresdner Kunstschätzen und ihren Schöpfern. Vielleicht war das seine Art, der nie im eigenen Land zu entfliehen – 1986 stellte er einen Ausreiseantrag, der im Wendejahr bewilligt wurde.
Hirsch wählte München zu seiner neuen Heimat, hier arbeitete er mit Regisseur Peter Schamoni zusammen, u.a. in Filmen über den kolumbianischen Künstler Fernando Botero und über den surrealistischen Maler Max Ernst. Beide Filme stellt Hirsch 2024 in Japan vor – im Rahmen der Kinoreihe „100 Jahre Surrealismus“. Im Gepäck hatte Hirsch auch seinen letzten „DDR-Film“ über den japanischen Künstler Katsushika Hokusai (1760-1849) und dessen Ansichten vom Berge Fuji. Dessen bekanntestes Werk: „Die große Welle vor Kanagawa“ erinnert heute auf der Augustusbrücke an das Elbehochwasser. „Damals durfte Vater für das Filmprojekt nur die Holzschnitte im Kupferstichkabinett filmen, aber nicht nach Japan reisen. Den Fuji und diverse Landschaften musste er 1989 von Postkarten abfilmen“, verrät Sohn Konrad. 2024 – im Alter von 88 Jahren – erfüllte sich Hirsch seinen Traum: „Ich wollte den Fuji unbedingt selbst einmal sehen.

Ebenfalls im Vorjahr 2024 feiert ein Hirsch-Film ein Comeback – sein Porträt des großen Malers der Romantik, Caspar David Friedrich. 1980 für das DDR-Fernsehen gedreht, ein 35-mm-Kurzfilm, für den Hirsch in Dresden, auf Rügen und in Greifswald war. „Wir bekamen sogar eine Sondererlaubnis, in der Gemäldegalerie zudrehen – mit einer speziellen Trickfilmtechnik und schwachem Licht, damit die Gemälde weder durch Licht noch durch Hitze Schaden nehmen konnten“, erinnert sich Hirsch.
„Das Auge von Dresden“ – zum Nachlesen
Hunderte Episoden könnte er erzählen, spannende Geschichten aus seinem reichen, erfüllten Leben. Zum Glück hat er sie aufgeschrieben. 2017 veröffentlichte Ernst Hirsch die Autobiografie „Das Auge von Dresden“. Wie nicht anders zu erwarten, war das Buch schnell vergriffen. „Es wird auch nicht neu aufgelegt“, so Hirsch. Das Buch ist heute weder neu noch im Antiquariat oder diversen Online-Plattformen zu bekommen.
„Leben50“ konnte Ernst Hirsch dafür gewinnen, dass wir seine Autobiografie „Das Auge von Dresden“ in einer Serie veröffentlichen dürfen, inklusive vieler Fotos. Freuen Sie sich auf spannende Geschichte und Geschichten von Ernst Hirsch – am Freitag starten wir mit Teil 1 der Autobiografie.

„leben50“ hat bereits mehrfach über Ernst Hirsch berichtet. Sie können u.a gern HIER nachlesen.