Wissen Sie eigentlich, was Gogelmosch ist? Zeug, Kram, Sachen eben, die man nicht unbedingt braucht, aber liebt und aufhebt – in einer Schachtel oder auch in der Garage. Der aus dem Leipziger Raum stammende Begriff umfasst alles, was ans Herz gewachsen ist, aber seit Jahren in irgendeiner Ecke darauf wartet, wieder einmal hervorgekramt zu werden. Und genau so geht es auch vielen sächsischen Worten. Ihnen will das erste „Gogelmosch Dialektival“ vom 2. bis 5. Oktober in Dresden und Pirna zu neuem Gehör verhelfen. Kurz: Das Festival feiert den heimischen Dialekt!
Und wer hat’s erfunden?
Natürlich initiiert von zwei Freunden und Bewahrern der sächsischen Mundart: Kabarettist Tom Pauls und Autor Peter Ufer. Seit 2008 küren sie alljährlich das säggs´sche „Wort des Jahres“. Los ging es mit dem Ja-Wort „nu“, 2024 wurde die „Hudelei“ gewürdigt. In diesem Jahr nun wird die Wort-Wahl in ein ganzes Festival eingebettet. Im Dresdner Boulevardtheater und im Tom-Pauls-Theater in Pirna hebt sich dafür der Vorhang. Fünf Veranstaltungen stehen auf dem Programm. Bei der längst ausverkauften „Gala zum Sächsischen Wort des Jahres“ am 3. Oktober werden erstmals auch der „Sachse des Jahres“ und das „Sächsische Sport-Wort des Jahres“ gekürt.
Das Programm des Gogelmosch-Festivals
Mit einem abwechslungsreichen Programm aus Kabarett, Comedy und Satire vereint das neue Festival künftig prominente Mundart-Künstler und „Dialektfluencer“, die sich auf der Bühne und im Netz für die Bewahrung der verschiedenen sächsischen Regiolekte stark machen. In diesem Jahr werden neben Tom Pauls und Peter Ufer auch bekannte Persönlichkeiten wie Gunter Böhnke, Kristina vom Dorf (alias die „Sachsenmuddi“), Mandy Partzsch, die Band „Zeugen Amigas“, sowie Gäste aus den verschiedenen Dialektregionen Sachsens (Erzgebirge, Oberlausitz und Vogtland) dabei sein.
Das Programm im Überblick:
- 2. Oktober 2025, Tom Pauls Theater Pirna, 19.30 Uhr:
„Vorglühen“ mit Tom Pauls, Peter Ufer und dem Boogie-Woogie-Duo 2Hot
- 3. Oktober 2025, Boulevardtheater Dresden, 11 und 14 Uhr:
Gala zum „Sächsischen Wort des Jahres“ u.a. mit Tom Pauls, Peter Ufer, Gunter Böhnke, Andreas Berger, Mandy Partzsch, der Band „Zeugen Amigas“ und weiteren Gästen
- 4. Oktober 2025, Tom Pauls Theater Pirna, 19.30 Uhr:
„Sachsen für Liebhaber – 99 Orte überraschend anders“ mit Peter Ufer, Kristina vom Dorf und der Band „Tworna“
- 5. Oktober 2025, Tom Pauls Theater Pirna, 18 Uhr:
„Nu gerade – Meine Lene“ – mit Tom Pauls und Peter Ufer
Tom Pauls schwärmt für Lene Voigt und Säggs’sch
Ganz besonders liegt Pauls sein Lene-Voigt-Abend „Nu grade – Meine Lene“ am 5. Oktober am Herzen: „Obwohl diese Frau in ihrem schweren Leben viel Leid erfahren hat, sind ihre Verse so heiter“, schwärmt Pauls von der großartigen sächsischen Dichterin. „Dialekt ist einfach ein Stück Heimat und darf nicht aussterben.“ Was gibt’s da noch zu „bebabbeln“?
„Wir erhoffen uns vom Dialektival ein noch stärkeres Bewusstsein für die eigene Mundart und deren Bedeutung für das Selbstverständnis der Sachsen. Es geht nicht nur darum, den Dialekt zu feiern, ihn zu pflegen und Worte zu bewahren, die sonst in Vergessenheit gerieten. Nein, es geht auch darum, die Tradition weiter zu entwickeln, den Dialekt als Sprache der Heimat zu verstehen und Freude daran zu haben – über alle Generationen hinweg“, wünscht sich Pauls.
Brücken bauen will auch Autor und Journalist Peter Ufer, Festivalinitiator und Mitbetreiber des Tom Pauls Theaters: „Mittelhochdeutsch, Fränkisch, Slawisch, Jiddisch, Französisch – all diese Einflüsse haben das Sächsische geprägt und machen es unverwechselbar. Der Dialekt drückt aus, was wir fühlen und denken. In seiner Doppeldeutigkeit kann er auf den Punkt bringen, wozu das Hochdeutsche ewig braucht oder gar keine Worte findet.“
Mehr Informationen unter www.gogelmosch-dialektival.de und www.so-geht-sächsisch.de.
Tickets für die Veranstaltungen gibts im Tom-Pauls-Theater (www.tom-pauls-theater-pirna.de) und im Boulevardtheater (boulevardtheater.de).
Tipp: Im Tom-Pauls-Theater gibt es sogar Sächsisch zum Mitnehmen. Anlässlich der Eröffnung des aufgefrischten Lene-Voigt-Kabinetts im ersten Obergeschoss des Theaters gibt die Ilse-Bähnert-Stiftung ein Lene-Voigt-Magazin heraus. Denn die Dichterin ist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für Tom Pauls‘ Figur der Ilse Bähnert und den sächsischen Charme auf der Bühne. Das 16-seitige Magazin ist mit über 30 Fotos und Originaltitelseiten bebildert, enthält 35 Gedichte und Texte von Lene Voigt sowie Lebensdaten und Werkverzeichnis, ein exklusives Lene-Voigt-Kreuzworträtsel, zehn Illustrationen des Dresdner Zeichners Holger Friebel und als extra Zugabe: Acht sächsische Witze aus den Programmen von Tom Pauls. Ein Riesenspaß für nur fünf Euro.
Noch ein kleiner Buchtipp: Kabarettist Gunther Böhnke, der auch am Festival teilnimmt, hat ein kleines Büchlein unter dem Titel „Säggs’sch – Fast vergessen“ (128 Seiten, Buchverlag für die Frau, 6 Euro) geschrieben – humorvoll illustriert von Egbert Herfurth. Darin hält er ein Plädoyer für bewahrenswerte Wörter, denn Sächsisch ist alles, aber nicht langweilig. Infos unter www.minibibliothek.com.
